Nutzung digitaler Medien in der Grundschule Borgentreich
Lara und Finja sitzen nebeneinander in der Klasse 4 c der Borgentreicher Grundschule und tippen auf ihrem iPad herum. Sekunden später taucht auf dem riesigen Fernseh-Bildschirm vorn neben der Tafel der selbstgemalte Comic vom Maulwurf auf, den sie im Kunstunterricht erstellt haben. Seit einem Jahr nutzen die dritten und vierten Klassen in Borgentreich digitale Technik im Unterricht.
„Eine tolle Sache“, findet Romeo. Gemeinsam mit seinen Mitschülern Cajus, Linus und Elisa präsentiert er, was die Klasse im zu Ende gehenden Schuljahr alles mit der Tablets erstellt hat. Einen Reiseführer quer durch Deutschland zum Beispiel, Videos von den Versuchen mit brennenden Kerzen im Sachunterricht. Aber auch Apps für Mathe, Englisch und Deutsch haben die Schüler genutzt, zum Beispiel um die Satzglieder oder die vier Fälle besser kennenzulernen. Sie teilen sich die Geräte immer zu Zweit – Teamwork ist also angesagt.
„Man kann jetzt viel mehr machen als früher“, sagt Cajus. „Ich habe auch das Gefühl, dass wir so leichter lernen können“, ergänzt der Zehnjährige. Zuhause seien Handy oder Tablet eher zum Daddeln und Spielen da. „Hier in der Schule benutzen wir die iPads nur zum Lernen“, unterstreicht Klassenkamerad Romeo.
Lehrerin Stephanie Sievers hat gute Erfahrungen mit der medialen Revolution im Klassenzimmer gemacht: „Das bringt Abwechslung in den Unterricht, macht ihn kurzweiliger.“ Die Schüler seien motivierter und zeigten sogar bessere Lernergebnisse. Trotzdem sieht Stephanie Sievers in der digitalen Technik nur eine Ergänzung und keinen Ersatz für den klassischen Unterricht. Sie und ihre Kollegen wollen ihren Teil dazu beitragen, die Kinder zu kompetenten, aber kritischen Mediennutzern zu erziehen.
„Ich bin ganz baff, was die mit den iPads alles machen. Das hätte ich mir vor einem Jahr nicht vorstellen können“, ist auch Schulleiterin Marlies Müller überrascht. Auch Schule müsse sich der Zeit anpassen und mit den Veränderungen in der Gesellschaft mitgehen. Man wollte die Schüler „mit Maß“ an die neuen Medien heranführen, unterstreicht auch Borgentreichs Bürgermeister Rainer Rauch. Fast 49.000 Euro wurden in den vergangenen beiden Jahren in die digitale Ausstattung der Grundschule investiert.
Nicht nur die älteren Schüler, auch sämtliche Lehrer sind inzwischen mit mobilen Endgeräten ausgestattet. Und in allen Klassenzimmern gibt 75 Zoll große Flatscreens. Genauso sieht es übrigens auch in der Sekundarschule aus. So ist ein nahtloser Übergang beim Wechsel auf die weiterführende Schule gewährleistet.
„Borgentreich ist schon Vorreiter, was die Digitalisierung der Schulen angeht“, betont Rauch. Dabei sei es von großem Vorteil, dass im Schulzentrum eine schnelle Glasfaser-Internetversorgung vorhanden sei – aktuell mit 200 Megabit, demnächst sogar mit einem Gigabit pro Sekunde. Die EDV-Mitarbeiter Marco Janzen und Michael Evers in der Stadtverwaltung betreuen die Schulen vom Rathaus aus.
Bei der Erarbeitung des pädagogischen Konzepts wurde die Grundschule unterstützt von Nicolas Aisch, dem Medienberater für den Kreis Höxter, der zufällig nebenan an der Sekundarschule unterrichtet. „In der ersten und zweiten Klasse werden die iPads bewusst noch nicht eingesetzt, die Kleinen sollen sich zunächst auf die Basics konzentrieren“, sagt Aisch. Aber auch in den unteren Klassen könnten die Lehrer natürlich schon die Fernseher im Klassenzimmer als Präsentationsfläche nutzen.
Quelle:
Manuela Puls/Neue Westfälische